In der »heißen Zone«. Die ersten Monate der 2. Infanteriekompanie im Kunduz

Allgemeines Am 26.06.2011 haben erste Kräfte der verstärkten 2./Panzergrenadierlehrbataillon 92 aus Munster mit der Verlegung nach Afghanistan begonnen. Bereits knappe zehn Tage später ist die Kompanie als 2. Infanteriekompanie der Task Force Kunduz III geschlossen in die Raumverantwortung CHAHAR DARREH (CDR) übergegangen. Dieser Artikel stellt die letzten Wochen der Kompanie vor Einsatzbeginn und ihre ersten Monate im Einsatzland dar.

Personalsituation Im Grundsatz war jeder längerdienende Kompanieangehörige zur Teilnahme am Einsatz im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) verpflichtet. Eine Nicht-Bereitschaft führte zur Beantragung der Entlassung. Nichtsdestotrotz gab es natürlich in der gesamten Einsatzvorbereitung – auch noch kurz vor Einsatzbeginn – und auch während des Einsatzes Personalfluktuationen. Gründe hierfür waren gesundheitliche, persönliche, leistungsbedingte und auch disziplinare Angelegenheiten. Besonders ärgerlich war diesbezüglich der teilweise sehr kurzfristige Ausfall von Personal auf Grund des gesundheitlichen Status´. Hierzu ist grundsätzlich anzumerken, dass die Zusammenarbeit mit [...] sich sehr schwierig gestaltete. Nicht enges Vorschriftendenken und krampfhaftes Halten an Vorgaben, sondern das Finden pragmatischer Lösungen auf kameradschaftlicher Basis – was Vertrauen, Flexibilität und persönliche Verantwortungsübernahme impliziert – ist erforderlich. Ständige Bedenkenträger haben weder in der Einsatzvorbereitung, noch im Einsatz etwas verloren! Allzu oft machte sich das Gefühl einer tiefen Kluft zum unserer Wahrnehmung nach im »Elfenbeinturm« befindlichen Sanitätsbereich breit. Besserung zeigte sich erst mit der Installation eines an der Schnittstelle zur Kompanie agierenden Oberfeldwebels der Sanitätstruppe. Diese etwa acht Wochen vor Abflug getroffene Maßnahme wäre deutlich früher erforderlich gewesen.

Erkundungen vor Einsatzbeginn Bei einer ersten Erkundung im September 2010 waren der Kommandeur des Panzergrenadierlehrbataillons 92, Oberstleutnant Lutz K., und die angehenden Kompaniechefs der Task Force Kunduz für etwa eine Woche in Afghanistan. Zu dieser Zeit agierte eine kampferprobte Fallschirmjägereinheit aus Seedorf unter Führung von Hauptmann Wolfgang S. als 2./Inf TF KDZ. Bei einer auf mehrere Termine verteilten weiteren Erkundung zwischen April und Juni 2011 hatten alle Zugführer, der Kompanietruppführer und noch einmal die Kompaniechefs die Möglichkeit, aktuelle Informationen zu erhalten und vor Ort in taktische Entwicklungen eingewiesen zu werden. Unsere unmittelbaren Vorgänger, die Soldatinnen und Soldaten einer einsatzerfahrenen Fallschirmjägerkompanie aus Zweibrücken unter Führung von Hauptmann Markus Posse, traten uns offen und kooperativ gegenüber. Dementsprechend verlief die spätere Übergabephase der Kompanie erwartungsgemäß reibungsfrei. Es zeichnete sich allerdings durch vermehrte Sprengstoffanschläge auf DEU ISAF-Kräfte ab, dass die Sommeroffensive der Aufständischen im Norden begonnen hatte und auch wir bei der Übernahme der Raumverantwortung noch in die Phase des oft propagierten »heißen Sommers« für die Bundeswehr geraten würden.

Abflugterminierung und Einsatzbeginn Der geplante Abflugtermin nach Afghanistan verschob sich im Laufe des Jahres 2011 von Mitte Juli auf Ende Juni. Anfang Mai 2011 – etwa acht Wochen vor Einsatzbeginn – stand der Abflugtermin aller Soldatinnen und Soldaten der Kompanie fest. Änderungen ergaben sich im Einzelfalle lediglich noch durch die Verschiebung von Lehrgangsplätzen. Auf Anraten unserer Vorgänger wurde zunächst ein kompletter Infanteriezug eingeflogen, um schnellstmöglich die Einsatzbereitschaft im Einsatzland herstellen zu können. Aus der Kompanieführung und den anderen Teileinheiten verlegte zunächst nur ein vorrangig mit Führungspersonal besetztes Vorkommando. Dieses Vorgehen hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen. Anfang Juli war die 2./Panzergrenadierlehrbataillon 92 als erste Einheit des Verbandes vollzählig in Afghanistan.

Raumverantwortung und erste Incidents Bereits in der ersten Raumverantwortung im CDR kam es bei einer nächtlichen Infiltrierung der Scharfschützengruppe in der Nähe der LOC (Line of Communication, Hauptverbindungsstraße) CHERRY zu einem Feuergefecht, bei dem Handwaffen- und RPG-Feuer eingesetzt wurde. Die Scharfschützen entschieden sich zum Lösen und wichen zu ihrem ca. einen km entfernten Absitzpunkt aus, an dem der alarmierte Panzergrenadierzug Charlie zur Aufnahme bereit stand. In den Reihen der Scharfschützen gab es keine Verwundeten. Bereits einige Tage später kam es zu einem zweiten Zwischenfall, der mit der Sprengung eines Improvised Explosive Devices (IED) und der Festnahme von vier Verdächtigen endete. Nachfolgend findet sich der Wortlaut Pressemitteilung der Pressestelle Kunduz (Quelle: www.bundeswehr.de ): »Soldaten der Task Force Kunduz haben am vergangenen Freitag, den 15.07.2011, in Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften eine in der Nähe einer Schule in der Ortschaft Sujani versteckte Sprengladung aufgespürt und zur Explosion gebracht. Dabei wurden vier Verdächtige festgenommen. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hatte die afghanische Polizei die Bundeswehr im Distrikthauptquartier Kunduz um Unterstützung gebeten. Obwohl seine Kompanie erst seit einigen Tagen im Norden Afghanistans operierte, entschied sich Hauptmann Marcel B. dazu, die Afghanen mit einem Panzergrenadierzug und einigen Spezialisten zur Kampfmittelbeseitigung zu unterstützen. „Die Zusammenarbeit mit der afghanischen Polizei funktioniert hier in Kunduz gut“, so der 32-Jährige Offizier: „Die Afghanen haben sich in den ersten Tagen unserer Raumverantwortung als verlässliche Partner erwiesen und uns mit ihren ungepanzerten Pick-Ups auf allen Patrouillen begleitet. Jetzt brauchten sie unsere Hilfe. Da konnten wir sie nicht enttäuschen.“ Der Umstand, dass sich der Sprengsatz in der Nähe einer Schule befand, hätte ihn in seinem Entschluss noch bestärkt. „Ich hatte anfangs kurz gezögert“, gesteht der Kompaniechef, „aber als ich nach einer kurzen Lageeinweisung in die Gesichter meiner Soldaten schaute, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war.“ Da spielte auch der Umstand, dass sich in den letzten Wochen keine ISAF-Patrouillen mehr in diesem Gebiet hatten blicken lassen, nur noch eine untergeordnete Rolle: „Wir haben uns die Zeit genommen, unser Vorgehen entlang der Straße mit der Polizei abzustimmen und Aufklärungsmittel einzufordern.“ So wurden unter anderem die Drohnen KZO und MIKADO eingesetzt, um das Vorgehen der Truppe aus der Luft zu überwachen. Der Kompaniechef selbst nahm ebenfalls an dem Einsatz teil: „Ich kann meine Jungs ja nicht nach ein paar Tagen in Afghanistan in einen gefährlichen Auftrag schicken und mir das Ganze vom Wohnzimmersessel aus anschauen. Gerade in der Anfangsphase begleite ich sie deshalb so oft wie möglich.“ Sujani befindet sich im Norden Afghanistans, etwa zwölf Kilometer nordwestlich des Feldlagers Kunduz. In der Vergangenheit war es hier immer wieder zu Sprengstoffanschlägen auf deutsche Soldaten gekommen. Der gefundene Sprengsatz wird auf bis zu 40 kg geschätzt. Während der Operation war es der afghanischen Polizei gelungen, vier Personen festzunehmen, die sich unweit der vermeintlichen Anschlagstelle versteckt hielten und das Geschehen mit einem Fernglas beobachteten«. In der Folge berichteten u.a. Radio Andernach, Reuters und die Süddeutsche Zeitung von dem Vorfall.

Die zweite Raumverantwortung im CDR, die sich auf Grund der Bindung der 3. Kompanie in Parallelaufträgen auf zwei Wochen erstreckte, war von einer Intensivierung der Aufträge für die Züge sowie die Scharfschützen und einer damit einhergehenden, selbst gewählten »hohen Schlagzahl« für die Kompanie geprägt. In der Regel bekam jeder Zug innerhalb von 24 Stunden zwei Patrouillenaufträge, die fast immer   zusammen mit der Afghan National Police (ANP) oder – deutlich seltener – mit der Afghan National Army (ANA) durchgeführt wurden. Um keine Routinen und Muster erkennen zu lassen, fanden diese unregelmäßig, auch in der Mittagshitze oder bei stark eingeschränkter Sicht statt. Der Vorteil dieses Vorgehens war neben einer erhöhten Präsenz im Raum vor allem das zügige Einstellen der Soldatinnen und Soldaten auf hohe Belastungen und das Erlangen von Geländekenntnis. Unter anderem wurden auf- und abgesessene Patrouillen im nördlichen CDR (KHALALZAY, PALAW KAMAR, NAHR-I-SUFI und EYRGANAK), auf der gesamten Westplatte sowie im südlichen CDR (HAJI AMANULLA, RAHMAT BAI, GUL BAQ, ISA KHEL, QUATLIAM und TAL GOZAR) und ALIABAD durchgeführt. In viele der hier genannten Ortschaften hätte vor ein oder zwei Jahren kein ISAF-Angehöriger seinen Fuß setzen können, ohne in einen Feuerkampf verwickelt worden zu sein. Zudem wurde die Bewegungsfreiheit im Zuge der LOCs PLUTO, KAMINS, LITTLE PLUTO und eingeschränkt auf den LOCs CHERRY, LITSCHI und KIWI gewährleistet. Die Raumverantwortung wurde mit einer zweitägigen Kompanieoperation abgeschlossen, in deren Ergebnis zwei IEDs im Zuge der LOC CHERRY aufgefunden und kontrolliert gesprengt wurden. Auch hier wird der Wortlaut der Pressemitteilung der Pressestelle Kunduz wiedergegeben: »Im Rahmen einer zusammen mit der afghanischen Polizei durchgeführten Operation im Norden des Unruhedistriktes Chahar Darreh ist es Soldaten der Task Force Kunduz gelungen, zwei auf einer Straße nahe Khalalzay und Ghunday Kalay eingebrachte Sprengladungen aufzuspüren und zur Detonation zu bringen. Ein verstärkter Infanteriezug war in der Nacht zuvor in das Gebiet eingesickert und hatte in zwei Außenposten der afghanischen Polizei Überwachungsstellungen für das Absuchen der Straße bezogen. Im Morgengrauen begannen dann Spezialisten zur Kampfmittelräumung unter dem Schutz eines Panzergrenadierzuges die Straße mit einem Verfahren zur Kampfmittelaufklärung auf versteckte Sprengladungen zu überprüfen. Die afghanischen Außenposten wurden zuletzt mehrfach angegriffen. Bisher konnte die Bundeswehr die Afghanen auf Grund der unklaren Kampfmittellage im Zuge des Wegenetzes nur aus der Ferne unterstützen. Von den Soldaten der 2. Kompanie wurde insbesondere auf Grund der hohen Temperaturen einiges abverlangt. Hauptmann Marcel B. ist Kompaniechef und hat die »Operation Segnâl« (deutsch: Signal) geplant und geführt: „Im Vorfeld haben wir uns einige Gedanken darüber gemacht, wie uns die Operation trotz Außentemperaturen von über 50 Grad Celsius gelingen kann.“ Eine Herausforderung bestand vor allem im Verbringen der schweren Ausrüstung der Soldaten und der notwendigen Versorgungsgüter. So war es zwingend erforderlich, Nachtsichtgeräte, Waffen und in ausreichendem Maße Wasser und Verpflegung mitzuführen. „Ein Transport mit unseren Fahrzeugen schloss sich aus, da wir davon ausgehen mussten, dass sich Sprengladungen auf der Straße befinden würden.“ Also war Improvisationstalent gefragt. Beispielsweise wurden zwei Esel angemietet, die einen Teil der Ausrüstung tragen sollten: „Das hat sich im Nachhinein als wenig zweckmäßig erwiesen.“, sagt der 32-jährige Offizier, „Die Tiere hatten selbst mit den Temperaturen zu kämpfen und konnten die Last irgendwann nicht mehr stemmen. Wir haben ihnen dann alles abgenommen und die uns begleitende afghanische Polizei auf ihnen reiten lassen. Die war umso dankbarer, da viele Polizisten wegen des afghanischen Fastenmonats – des Ramadans – tagsüber kein Wasser zu sich genommen haben und dadurch geschwächt waren.“ Im Verlauf der Operation wurde später ein aus dem Feldlager Kunduz gestarteter Hubschrauber zum Verbringen von Wasser, Verpflegung und Stacheldraht eingesetzt. Das Kampfmittelaufklärungsverfahren wurde auf einer Strecke von über zwei Kilometern durchgeführt. Bei der ersten aufgefundenen Sprengladung handelte es sich um einen in die Straße verbrachten Kanister mit etwa 20 kg Sprengstoff. Die zweite Sprengladung war nur knapp 200 m entfernt von einem der Außenposten der afghanischen Polizei in die Straße verbracht worden und bestand aus einem Kanister, sechs Mörsergranaten und einem Artilleriegeschoss. Auf Grund der hohen Sprengstoffmenge von etwa 50 kg ist nicht unwahrscheinlich, dass sie gegen gepanzerte ISAF-Fahrzeuge gerichtet werden sollte. Beide Ladungen wurden noch vor Ort untersucht und anschließend abseits der Straße kontrolliert gesprengt.«

Kurz vor der Übernahme unserer dritten Raumverantwortung kam es im Zuge der LOC KIWI zu einem IED-Strike gegen Kräfte unserer Schwesterkompanie. Dabei gab es keine Personenschäden. Der Sprengsatz löste zwischen zwei Schützenpanzern Marder aus und verursachte lediglich leichte Sachschäden an einem der Fahrzeuge. Die Operationsführung in der 2./Inf TF KDZ dehnte sich nun auf das gesamte südliche CDR aus. Wir patrouillierten inzwischen fast routinemäßig durch Ortschaften wie HAJI AMANULLA, GUL BAQ und ISA KHEL und erschlossen weitere, für uns unbekannte Orte wie OMAR KHEL, TAI KAMAR, GERDAN und ANGOR BOCH. Im Norden weiteten wir den Raum ebenfalls und führten Aufklärungspatrouillen bis nach GHUNDAY KALAY und QARA YATIM durch. Im Rahmen der Operationsführung gelang es uns zudem, die LOC LITSCHI bis nach KHAR QARA zu öffnen und offen zu halten. Dabei fanden wir mit Unterstützung durch den EOD und die Pioniere insgesamt drei in die Straße verbrachte IEDs und beseitigten diese. Während einer Operation in ARAB SHER ALI kam es in den frühen Morgenstunden des 23.08.2011 zu einem IED-Anschlag gegen Kräfte des Alpha-Zuges. Dabei wurden drei afghanische Polizisten leicht verletzt. Bei einer unmittelbar folgenden Compound-Durchsuchung wurde ein Verdächtiger festgenommen und zur weiteren Vernehmung in das Distrikhauptquartier (DHQ) verbracht. Die abschließende Kompanieoperation »Omed« führte die Kompanie erstmalig in die 15.000-Einwohner-Stadt NAWABAD. Dabei stieß die Patrouille von Süden bis in den Wald von CHURAQ vor. NAWABAD gilt als eines der Rückzugsgebiete der Aufständischen (Insurgents) und Ausgangspunkt für die Verbringung von IED´s in das nördliche CDR. Der Panzergrenadierzug Charlie bezog mit den Kräften der Kompanieführung und Kampfunterstützung am Abend zuvor etwa 1000 m südlich der Ortschaft im Zuge der Westplatte Stellung. Zudem wurden ein Spähtrupp der Aufklärungskompanie und das Joint Fire Support Team auf dem durch die Kompanie erkundeten Observation Post (OP) MUNSTER zur Überwachung eingesetzt. In der Nacht wurden leichte Spähtrupps zur Überprüfung der Gangbarkeit der Wege und der Compound-Struktur auf den Ortsrand angesetzt. In den frühen Morgenstunden begann der Infanteriezug Alpha zusammen mit der ANP und unter Überwachung durch Scharfschützen, das JFST sowie die Schützenpanzer mit einer abgesessenen Aufklärungspatrouille in die Ortschaft. Als »Air Assetts« gelangten sowohl zwei F15 als auch die Drohnen KZO und MIKADO sowie das Persistent Threat Detection System (PTDS, »Hindenburg«) zum Einsatz. Nach etwa drei Stunden innerhalb der Ortschaft konnte die Operation ohne Zwischenfälle abgeschlossen werden. Ein Bericht des preisgekrönten dpa-Korrespondenten Maurizio Gambarini findet sich u.a. auf der Internetpräsenz der Frankfurter Allgemeinen Zeitung („Operation Omed – Hoffnung für Afghanistan“).

Lessons Learned Als allgemeine Schwerpunkte während des Einsatzes wurden durch mich (1) stetige Professionalität, der (2) Erhalt der Fitness und das (3) Halten von Verbindung definiert. Insbesondere der ständige Appell an die eigene Professionalität hat die Kompanie bisher möglicherweise vor Schlimmerem bewahrt und wird es hoffentlich auch weiterhin tun. Gerade in Bezug auf das Tragen der Schutzausrüstung außerhalb gesicherter Bereiche darf es trotz sengender Hitze und angesichts enormer Belastungen keine Ausnahmen geben! Die Gliederung der Kräfte in den Infanteriekompanien hat sich in Bezug auf die Auftragslage in CDR voll bewährt. Der Chef der 3. Kompanie, Hauptmann Dominik S., und ich haben uns zuvor auf eine einheitliche Kräftegliederung verständigt: Neben zwei Infanteriezügen (Stärke: je 35 Soldaten) und einem Panzergrenadierzug (Stärke: 24 Soldaten) wurde in beiden Kompanien eine Scharfschützengruppe (Stärke: 12 Soldaten) generiert, die als viertes Manöverelement zur Verfügung stand. Die im Vorfeld oft geäußerte Kritik, die Panzergrenadierzüge würden auf Grund ihrer geringen Absitzstärke zu »Kanonenzügen« reduziert, hat sich in unserem Einsatz in keiner Weise bestätigten können. Der Vorteil einer durch die ausreichende Möglichkeit zur Unterbringung von Ausrüstung, Munition und Versorgungsgütern erzielten höheren Durchhaltefähigkeit der Schützenpanzerbesatzungen hat unserer Ansicht überwogen und den Einsatzwert des Zuges insbesondere bei mehrtägigen Operationen sogar erhöht. Dennoch ist die Verkleinerung der Infanteriezüge um je eine Gruppe und das Verstärken der Schützenpanzerbesatzungen durch zwei Infanteriefahrzeuge zur Erhöhung der Absitzstärke durchaus eine zweckmäßige Möglichkeit des Handelns. Lagebezogen bietet sich ebenso der gemeinsame Einsatz des Panzergrenadierzuges mit Scharfschützen und Pionierkräften an.

Ausblick In den folgenden Raumverantwortungen gilt es, den genommenen Raum in enger Abstimmung mit unserer Schwesterkompanie zu halten und die Bewegungsfreiheit insbesondere im nördlichen CDR und darüber hinaus in den Distrikt ALIABAD zu erweitern. NAWABAD wird hierbei sicher von zentraler Bedeutung sein. Zudem muss sich der Schwerpunkt der Operationsführung noch weiter auf das Partnering mit ANA und ANP verlagern. Dies ist nicht einfach, da insbesondere die ANA recht schwer in ihre neue Führungsrolle zu bringen zu sein scheint. In der kommenden Ausgabe dieser und weiterer Zeitschriften sind Artikel zum weiteren Einsatzverlauf und zur Einsatznachbereitung der Kompanie geplant. Ich hoffe, dass es mir auch in den letzten Monaten dieses Einsatzes vergönnt bleibt, meine Soldatinnen und Soldaten ohne die kompanieinterne Erfahrung von schwerer Verwundung oder Tod weiter führen zu können. Dass der 2./- solcherlei Vorkommnisse bisher erspart blieben, ist zumindest in Teilen einem professionellen, konzentrierten und stets wachsamen Agieren Aller geschuldet. Wenn das Glück auf unserer Seite bleibt, steht einem gelungenen Einsatzende nichts entgegen.

 

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Autor: Marcel Bohnert

erschienen in: Der Panzergrenadier, 30, Seiten 37 bis 42

 

 

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